500 Jahre Gesangbuch
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr. (EG 65,1) Dietrich Bonhoeffer (4.2.1906–9.4.1945) hat diesen Text in der Adventszeit 1944 geschrieben – im Kellergefängnis der Gestapo-Zentrale in Berlin. Der inhaftierte junge Pastor, der sich am Widerstand gegen Adolf Hitler beteiligt hatte, musste täglich mit seiner Hinrichtung rechnen. Vor diesem Hintergrund gelesen, spricht das siebenstrophige Gedicht eindrücklich von unserem Glauben, von unserer Liebe und Hoffnung. Bonhoeffer hat es am 19.12.1944 seinem Brief an seine Verlobte Maria von Wedemeyer (1924–1977) beigelegt, als einen vielleicht letzten Gruß an sie und seine Eltern zu Weihnachten und zum neuen Jahr. In weiten Teilen ist es ein Gebet, in dem der Inhaftierte seine schlimme Situation vor Gott bedenkt. Das Gedicht ist öfter vertont worden. Besonders mit der Melodie von Siegfried Fietz (*1946), der die letzte Gedichtstrophe zum Refrain gemacht hat, ist das Lied äußerst beliebt geworden: zum Jahreswechsel, bei Beerdigungen und überhaupt immer, wenn man an der Schwelle zu Neuem steht. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. (EG 65,7 / Refrain in EG-Anhängen) Text: Reinhard Ellsel Foto: Daniela Hillbricht es folgt die Langversion des Textes: 500 Jahre Gesangbuch Von guten Mächten – Dietrich Bonhoeffer dichtete das Lieblings-Kirchenlied im EG Vor 500 Jahren erschienen in Deutschland die ersten Gesangbücher. Dies Jubiläum wird 2024 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefeiert. Gleichzeitig ist bis 2030 ein neues evangelisches Gesangbuch in Planung. Deshalb hat die EKD nach den fünf Liedern gefragt, die auf jeden Fall im neuen Gesangbuch dabei sein sollen. Knapp 10.000 Teilnehmer haben dabei mitgemacht. Hiermit stellen wir Ihnen die Top 1 unter den Lieblingsliedern vor: „Von guten Mächten“. Die weiteren Lieder aus der Favoritenliste folgen in den nächsten Monaten.
Von guten Mächten treu und still umgeben, EG 65,1 behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr. Dietrich Bonhoeffer (4.2.1906 – 9.4.1945) hat diesen Text in der Adventszeit 1944 geschrieben – im Kellergefängnis der Gestapo-Zentrale in Berlin. Der inhaftierte junge Pastor, der sich am Widerstand gegen Adolf Hitler beteiligt hatte, musste in der damaligen Prinz-Albrecht-Straße täglich mit seiner Hinrichtung rechnen. Vor diesem Hintergrund gelesen, spricht das siebenstrophige Gedicht eindrücklich von unserm Glauben, von unsrer Liebe und Hoffnung. Bonhoeffer hat es am 19.12.1944 seinem Brief an seine Verlobte Maria von Wedemeyer (1924 – 1977) beigelegt, als einen vielleicht letzten Gruß an sie und seine Eltern zu Weihnachten und zum neuen Jahr. In weiten Teilen ist es ein Gebet, in dem der Inhaftierte seine schlimme Situation vor Gott bedenkt: „Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen …“ Das Gedicht ist öfters vertont worden. Besonders mit der Melodie von Siegfried Fietz (*1946), der die letzte Gedichtstrophe zum Refrain gemacht hat, ist das Lied äußerst beliebt geworden: zum Jahreswechsel, bei Beerdigungen und überhaupt immer, wenn man an der Schwelle zu Neuem steht. Da ist es gut zu wissen, dass man von „guten Mächten“ begleitet wird. Seiner Verlobten hat Bonhoeffer erklärt, was er mit „guten Mächten“ meint: „Du, die Eltern, ihr alle, die Freunde und meine Studenten an der Front.“ Und weiter: „Deine Gebete, gute Gedanken, Worte aus der Bibel, längst vergangene Gespräche, Musikstücke und Bücher“. Und natürlich auch Gottes Engel. Die letzte Strophe ist zu dem geistlichen Vers geworden, der die Menschen bis heute am Stärksten anspricht, Christen und Nichtchristen: Von guten Mächten wunderbar geborgen, EG 65,7/ erwarten wir getrost, was kommen mag. Refrain in EG-Anhängen Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Text: Reinhard Ellsel