Evangelische Kirchengemeinden Leun und Tiefenbach

Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit

Leuchten! 7 Wochen ohne Verzagtheit

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  1. Woche:

Licht an!

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebt über dem Wasser.
Und Gott sprach: Es werde Licht!
Und es ward Licht.
Und Gott sah, dass das Licht gut war.
Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag
und die Finsternis Nacht.
Da ward aus Abend und Morgen
der erste Tag.
(1. Mose 1,1-5)

Beim ersten Schrei des Neugeborenen hellen sich die Gesichter auf. Sofort sind die Strapazen der Geburt und die bange Sorge vergessen. Später werden die Eltern Karten an Verwandte und Freunde verschicken, eine Zeitungsanzeige auf­geben oder per Kurznachricht mitteilen: Ihr Kind habe das Licht der Welt erblickt.

Aber in welchem Licht stehen wir da von Be­ginn an? Dieses Licht hat selbst einen Anfang. Bei Gott. Als Gott sich zum ersten Mal in der Welt zu Wort meldet, ist das zugleich seine erste Tat: Licht. Alles, was danach kommen wird, die ganze Wirklichkeit, steht unter diesem ersten großen Versprechen: Es werde Licht. Nichts soll auf Dau­er finster bleiben, nichts unklar.

Licht ist Leben und Freude: Kein Wunder, dass sich das Licht als erstes Schöpfungswerk in der Tora und in der Bibel findet und sich Gott den ganzen ersten Schöpfungstag über nur dem Licht widmet. Das Licht hat Vorrang, ist es doch über­haupt die Voraussetzung für alle Schöpfung, für alles Dasein. Ohne das Licht kein Leben. Darum verbinden wir mit Licht alles Gute: Klarheit, Rein­heit und die lichten, schönen Momente im Alltag. Und wissen zugleich, dass es doch immer einen natürlichen Gegenspieler hat: die Dunkelheit. Lügen und Hass sind heute eine Verdunklungsge­fahr – da hat es alle Gemeinschaft schwer.

Gott selbst trennt das Licht von der Finsternis. Sie wird von Gott nicht abgeschafft, aber sie hat dem Licht immer wieder zu weichen, und sie wird auf einen Teil der Zeit eingeschränkt. So heißt es im jüdischen Abendgebet: „Gott schafft Tag und Nacht, rollt das Licht vor der Finsternis weg und Finsternis vor dem Licht.“

Licht dient dazu, das Dunkle zu erhellen und aufzudecken, was sonst verborgen bliebe. Gerade das Wechselspiel von Licht und Dunkelheit macht unser Leben aus.

Eine junge Mutter erzählt, wie sie die Krebser­krankung ihres Sohnes zur Kämpferin gemacht hat. Heute schreibt sie Bücher und kann anderen Eltern eine Stütze sein. Dabei erinnert sie sich an die leisen Gesten, die ihr selbst einst geholfen haben, als sie mit ihren Kräften am Ende war. Freunde, die ganz selbstverständlich Essen koch­ten, oder die Nachbarin, die abends eine Kerze für sie ins Fenster stellte.

„Und morgen ist ein neuer Tag“, daneben eine gelbe Sonne – das war die Kurznachricht meines Kollegen, die mir einmal in der Trauer am mei­sten geholfen hat. Hörte ich darin doch auch die Zwischenmelodie: Vergiss niemals, neu anzufan­gen. Du schaffst das!

Die Passionszeit ist eine gute Zeit, den hellen und den dunklen Momenten im Alltag nachzu­spüren und zu fühlen, wie Standhalten und Auf­stehen geht. Nicht zu verzagen und zu sehen, wo es trotz allem Handlungsspielräume geben könnte.

Dabei auf Gottes Licht zu vertrauen, heißt nicht unbedingt, sich selbst zum Leuchten zu bringen. Obwohl wir doch meist anders gepolt sind: Dass wir erwarten, im (Rampen-)Licht zu sein, Anspruch auf ein gutes, friedliches Leben zu haben, auf Erfolge oder Gesundheit.

Gottes Licht soll den Menschen strahlen. Von Anfang an.
Schön, wenn das manchmal auch durch mich gelingt und ich dem nicht im Weg stehe.

Gedanken von Johanna Friese (aus: Zutatenheft:  Andachtsimpulse zur Fastenaktion)

Impulsfragen:

Welche Menschen machen meinen Alltag hell?

Wo begegnet mir die Macht der Dunkelheit?

Wann habe ich zuletzt neu angefangen?

Musiktipp:

Here comes the sun (The Beatles, 1969) 
https://www.youtube.com/watch?v=bGGjQzNp9Rk